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Nach zwölf Jahren ohne Plattenveröffentlichung unter eigenem Namen
und mit eigenen Songs (also abgesehen von dem Tribute-Machwerk "Die
Vergessenen" und einigen Fraktus-Tonträgern) veröffentlicht Rocko
Schamoni im Herbst 2019 sein achtes reguläres Album: Musik für
Jugendliche. Übrigens gerade rechtzeitig zu seinem 35-jährigen
Bühnenjubiläum, denn im Jahr 1984 begann seine lange, schlingernde
und Haken schlagende Bühnenkarriere. Zwar schwor Schamoni bei
seinem letzten regulären und titellosen Album im Jahr 2007 der
Musikproduktion und dem ewigen ermüdenden Veröffentlichungsreigen
ab, aber nach zwölf Jahren hat der Delinquent schlichtweg vergessen,
warum er eigentlich im Gefängnis sitzt. Dieser Abschied sollte übrigens
nie ein Abschied von der Musik sein, im Gegenteil, er sollte die Musik von
ihrer Zweckorientiertheit in Schamonis Leben befreien, was - nach
eigenem Bekunden - durchaus gelungen ist. Nun hat sich allerdings
wieder genug angesammelt: Töne, Noten, Stimmungen, Akkorde, Worte,
Melodien, Sentimentalitäten, Liebesbekundungen, Referenzen, schlicht:
Musik.
Aus hunderten von auralen Skizzen und Fragmenten entstanden neun
Songs und eine Reprise, die sich stimmungsvoll aufgespannt wissen
wollen zwischen dem 70er-Jahre-Italo-Pop eines Lucio Battisti,
Filmscore-Zitaten des Schamoni-Idols Morricone oder aber der
soulesken Trockenheit eines Michael Kiwanuka.
Die Produktion der Platte ging einher mit der Krankheit und dem Tod von
Schamonis Vater und so finden sich in der Musik und in den Texten
immer wieder Versatzstücke dieses Verlustes, vom Abschiednehmen
von geliebten Menschen (Wiederholung: Schamonis Mutter starb kurz
vor der Veröffentlichung seines letzten regulären Albums), gewohnten
Lebenssituationen oder gleich ganzen Kulturzusammenhängen; Texte, in
denen Schamoni das Ende der menschlichen Welt trocken und abgeklärt
berechnet.
Mit dem Vorrücken in die direkte Todeszone - denn nach dem Tod der
Eltern ist die nächste Generation, die gehen muss, immer die eigene - mit
den aufgewirbelten Erinnerungen, die so ein Abschied auslöst, erscheint
die eigene Jugend wieder stärker im Fokus. Ein Prozess des
Reflektierens und Abgleichens, des Verstehens für Entscheidungen der
Vorangegangenen und für das eigene Werden und Vergehen beginnt.
Irgendwann begreift man: die eigene Jugend vergeht nie. Sie steht für
immer in ihrem ganzen Glanz fest in der Zeit und der Erinnerung. Und
man kann sie doch nie wieder berühren.
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Details
Release Date
03.09.2019
Cat No
05174201