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Wim Wenders über Infamis: Warum Infamis?! Manchmal muß man für große Entdeckungen Weit reisen. In diesem Fall bis nach San Francisco. Dort hat mir nämlich im Januar 2008 ein (mir bis dahin) unbekannter deutscher Film- und Musikfreund anläßlich einer Musiksendung für "Radio Goethe" (ja, so etwas gibt es alles im Land der Begrenzten Unmöglichkeiten,) eine Platte in die Hand gedrückt, mit der dringenden Empfehlung, "da mal reinzuhören". Die Scheibe sah aus wie eine Vinyl EP, und hatte ein interessantes Cover. (Das ist für mich schon mal die halbe Miete. Ich kaufe oft CDs, weil mir die Cover gefallen.) Diese hier trug den ominösen Namen "Underground", und von der Band namens "Infamis" hatte ich noch nie gehört, wie ich im Nachhinein gerne freiwillig bekunde. Aber damals stellte sich erst mal nur die Frage: Was mach ich damit? Auf Reisen kann man mit Schallplatten nicht viel anfangen...Da bleibt meist nur eins: das zerbrechliche Objekt irgendwie heil im Koffer bis nachhause zu befördern. Wochen später in Berlin hielt ich die vermeintliche EP wieder in der Hand, nur um beim Auspacken festzustellen, daß in dem Leporellocover eine eingeklinkte CD Single steckte, für die also mein Röhrenplattenspieler nicht aufgewärmt werden mußte. Da waren zwar nur eine Handvoll Stücke drauf, aber dafür waren sie um so erstaunlicher, und wollten auch gleich mehrfach angehört werden, weil sie wie von keiner anderen Band klangen. (Außer man zöge solche Vergleiche heran wie "Nick Cave in seinen Berliner Tagen, wenn er denn deutsch gesprochen und Rimbaud verehrt hätte.") So was Ähnliches habe ich mir jedenfalls gedacht. Aus dem Internet ging hervor, daß es "Infamis" nicht erst seit gestern gab, sondern immerhin schon seit 1987! Aber zur Entschuldigung konnte ich vorbringen, daß ich einen Großteil dieser Zeit in LA zugebracht hatte, und die Band wohl nicht über den deutschen Sprachraum hinaus bekannt war. Auf der Platte war eine Internetadresse angegeben, für eventuelle (Nach-) Bestellungen, also habe ich kurzerhand alles an CDs und an Platten angefragt, was da so angegeben war. Eine Woche später habe ich dann ein Päckchen bekommen, dessen Inhalt mich in kürzester Zeit zu einem ziemlich vollständigen Infamis-Kenner machte. Dabei wurde der erste Höreindruck mehr als bestätigt: geradezu sträflich, diese Band nicht zu kennen! Und eigentlich eine dankbare Aufgabe, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, daß sie da (so wie ich,) Nachholbedarf hatten. Auf dieser Mission entstand bald mein Kontakt zu René, (dem Sänger und Dichter der Band,) und dann eine weiter Zeitlang später auch irgendwann das Hörerlebnis neuer Songentwürfe für eine zukünftige Infamis-Platte. Wie es das Schicksal so wollte, wurde gerade zu dieser Zeit die erste Musik auf unserem kleinen Label, (der PINA-Soundtrack nämlich,) zu einem erstaunlichen Erfolg, so daß dann der nächstliegende Schritt auf der Hand lag: Die Wenders Music könnte doch helfen, "Im Westen der Himmel" fertig zu produzieren und dann diese großartige CD eventuell selber rauszubringen. Gesagt, getan. Zur Eingangsfrage: Warum ich diese Musik so gut finde? Es wird Ihnen nach dem ersten Hören ähnlich gehen wie mir, nur Ihre Begründung mag jeweils anders klingen als "wie wenn Tom Waits aus Rilke-Gedichten deutsch gelernt und die daraus entstandenen Songs dann zu dem Soundtrack für einen Italo-Western verarbeitet hätte."