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Live & Unreleased Tracks
8 New Songs + 11 LIVE Tracks
Hinter ihrem neuen Album verbirgt sich ein regelrechter Zwitter: Eine Mischung aus Live-Mitschnitten und brandneuen Studiotracks, die eine Art Momentaufnahme ihres aktuellen künstlerischen Schaffens darstellen. Eben ein Album zwischen zwei Alben - dem Achtungserfolg "IRM" von Ende 2009 und einem kommenden Werk, das sie im Herbst diesen Jahres anzugehen gedenkt und an dessen Ausrichtung sie noch bastelt.
"Stage Whisper" fungiert als Appetithappen und kreative Spielwiese in einem: Das 66-minütige Werk trumpft erneut mit ungewöhnlichen Kollaborationen auf - Charlie Fink von Noah and The Whale, Conor O´Brien von den Villagers, Connan Mockasin, sowie Beck Hansen sind ein paar davon. Mit Beck Hansen hat Charlotte bereits in der Vergangenheit zusammen gearbeitet. Er hat ihr für das neue Werk eine Reihe von Stücken auf den zierlichen, mädchenhaften Körper geschneidert. Diese Songs sind eine komplette Kehrtwende von ihrem bisherigen Schaffen: Allen voran "Terrible Angels" und "Paradisco", in denen sich Charlotte erstmals an tanzbaren Elektroklängen versucht, sich dabei überraschend eingängig, locker und unbeschwert erweist, und mindestens so eine gute Figur macht, wie als Interpretin von sphärisch-morbidem Indie-Pop ("All The Rain"). In "Got To Let Go" zitiert Charlotte sowohl The Clash, als auch Papa Serge und in "Out Of Touch" schwelgt sie genüsslich in tiefenentspannten 70s Sounds. Das alles kombiniert mit einer verträumten Stimme, viel Atmosphäre und einer doppelten Portion Coolness. Eben so, wie es sich für ein französisches Nationalheiligtum und eine wandlungsfähige Künstlerin gehört.
Indie-Queen
Auf "Stage Whisper" ist Charlotte so erwachsen und vielseitig wie nie zuvor. Waren ihre ersten Werke "Charlotte Forever" (komponiert und produziert vom Vater Serge) und "5:55" (mit Songs von Air, Jarvis Cocker, Neil Hannon) noch zaghafte, schüchterne Ausflüge in die Musikwelt (die sie übrigens nie live präsentierte), so zeigt sie spätestens seit "IRM" ihr großes Talent und eigener Stil. Sie zeigt sich eben als veritable Performerin, die in ihren Darbietungen nicht nur einen Ausgleichssport zur Arbeit vor der Kamera sieht, sondern mit der Musik eine eigenständige Karriere anstrebt - und damit viel Mut zum Risiko beweist. Denn statt sich an netten banalen Chansons zu versuchen, mit der ihr vorderste Chartplatzierungen in der Grande Nation sicher wären, geht sie lieber den anspruchsvolleren Weg: Als Indie-Pop-Queen, die die Kunst über den Kommerz stellt und ganz ungeniert ihre eigenen Grenzen auslotet.
Der Fluch des Serge
Der musikalisch anspruchsvollere Weg, den sie - bewusst oder unbewusst - gewählt hat, holt Charlotte dann doch wieder auf die Spuren des allgegenwärtigen Vaters zurück. Das Songwritergenie Serge Gainsbourg verstarb 1991 an den Folgen von übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum und hat Zeit seines Lebens immer wieder Neues probiert: Orchester-Pop, Disco, Reggae, Beat oder afrikanische Einflüsse sind nur ein paar Richtungen, die er zu seinen Lebzeiten einschlug. Charlotte hingegen betreibt weder den Grenzgang zwischen englischen und französischen Texten noch das bewusste Provozieren, ist aber trotzdem auf ihre Art genauso forsch und konsequent wie der Herr Papa.
Blick nach Vorne
Das forsche Auftreten könnte in Zukunft dazu führen, dass sie verstärkt als Komponistin in Erscheinung treten wird - und ebenfalls ihre Live-Aktivitäten ausdehnt. Denn genau das ist bislang die Achillesferse der dreifachen Mutter. Sie leidet unter gesteigerter Bühnenangst und hat sich erst im Sommer 2010 zu einer kurzen Debüt-Tournee durchringen können. Der Titel "Stage Whisper" ist deswegen auch pure Ironie: Er kokettiert mit dem schüchternen Säuseln ihrer ersten Gehversuche vor Publikum. Die - daran besteht kein Zweifel - bald mindestens so überzeugend ausfallen dürften, wie ihre Charakterrollen in "Melancholia", "Antichrist" oder "The Tree".
(Marcel Anders)