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So delektabel sie auch waren, die ersten zwei Menüs der Sterneköche Marc Collin und Olivier Libaux: Wenn die Gäste ein drittes Mal kommen sollen, das wissen sie als Franzosen sehr genau, dann muss was Neues auf den Tisch. Und so haben die beiden Produzenten zwar ihr jüngstes Werk recht schlicht nur „3“ betitelt, sich hierfür aber umwerfend überraschende Rezepturen erdacht. Von „Nouvelle Vague“ (2004) und „Bande Apart“ (2006) ist bei Collin & Libaux einzig das genialische Konzept geblieben, Punk- und New Wave-Klassiker der Siebziger und Achtziger komplett neu zu arrangieren und instrumentieren und dann mit den hinreißend verwehten Frauenstimmen ihres Landes zu veredeln. „Unsere Idee war es“, sagt Collin, „dafür möglichst junge Sängerinnen zu gewinnen, denen die Bedeutung von Punk und Post-Punk gar nicht wirklich bewusst ist. Das sollte etwas Neues, total Frisches in die Musik bringen – und es hat funktioniert. Also sind wir dabei geblieben.“ Wo damals allerdings Joy Division, The Clash, The Cure oder Depeche Mode plötzlich als liebliche Bossa Novas oder Beachclub-Reggae aufhorchen ließen, werden die Vorlagen von Simple Minds, The Violent Femmes, The Psychedelic Furs, The Sex Pistols oder einmal mehr Depeche Mode jetzt zu Preziosen im Stile der American Country Music und des Bluegrass.Schon nach dem letzten Werk waren Hardcore-Fans, denen Easy Listening-Versionen ihrer Punk-Urväter naturgemäß erstmal wie ein Sakrileg vorkommen müssen, ins Lager der Nouvelle Vague-Verehrer übergelaufen. Was aber dachten die Schöpfer der Originale? Wie standen die einst unbarmherzigen Idealisten zum luftigen Herangehen Collins und Libaux’ an ihre Werke? Nun, von Mick Jones wie Morrissey, von den Undertones, Killing Joke und Dead Kennedys kam grünes Licht. Das brachte die zwei Franzosen auf die Idee, für „3“ mal ein paar Duette anzufragen – und kaum einer sagte ab. So singt nun Martin Gore die zweite Stimme auf „Master And Servant“, Ian McCulloch von Echo & The Bunnymen ist bei „All My Colours“ zu hören, Terry Hall (The Specials) auf „Our Lips Are Sealed“. Doch damit der Sensatiönchen noch gar nicht genug: Selbst das einst so gallige und bedrohliche „God Save The Queen“ der Sex Pistols wird unter den sorgsamen Händen von Nouvelle Vague zum beinahe romantischen Spiel. Nimmt man nun noch die wundervollen Versionen von Plastic Bertrands „Ça Plane Pour Moi“, Soft Cells „Say Hello Wave Goodbye“ und „So Lonely“ von The Police hinzu, so hält man das bislang stärkste Album des Produzenten-Duos in Händen. Und weil Nouvelle Vague einige ihrer Stücke inzwischen häufiger auf eine Bühne gebracht haben als dereinst die Originale, glauben viele Fans inzwischen, es bei Collin und Libaux auch mit den Autoren ihrer Songs zu tun zu haben. Noch seltsamer ist nur, dass Nouvelle Vague mit Air und Moby das Schicksal teilen, sogar einen Platz in Fahrstühlen und Supermärkten zu haben.So ist das mit Nouvelle Vague: Sie nehmen sich jene Songs, die man schon lange liebt und sorgen dafür, dass man sich in sie noch einmal frisch verliebt.