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Als Sammlung von Tapes, die von Nils Frahm aufgenommen wurden, spiegelt "The Gamble" die jahrzehntelangen Performances von Frederic Gmeiner, Sebastian Singwald (auch Bassist bei Pupkulies und Rebecca) und Nils Frahm selbst in bescheidenen Proberäumen wider. In der Grundschule schon begannen Gmeiner und Frahm, ihre eigene Radio-Show auf rudimentären Kassettenrekordern für Kinder aufzunehmen. Im Sommer '89 verbringt der damalige DDR-Schuljunge Sebastian Singwald aufgrund eines Sportaustausches zwei Wochen in Frahms und Gmeiners' Schule - um seinen Hals einen abgewetzter Kassettenrecorder. Mit dem Fall der Mauer beschließen sie, endlich gemeinsam in einer Band zu spielen. Singwalds' Onkel lässt sie ihr eigenes Material auf seinem Rummelplatz präsentieren. Bis zum Sommer '97: Ihr Konzert wird durch die losgelösten Sitze eines Kettenkarussels unterbrochen, die samt Passagieren auf die Bühne zurasen. Ein Opfer landet mit den Füßen zuerst in der Basstrommel, ein weiteres kracht in Singwalds' Bassverstärker. Pause. Ein gutes Jahrzehnt später treffen sich Gmeiner, Frahm und Singwald in Berlin wieder und fangen in Singwalds' Keller an, wieder Musik zu spielen. Die Songs auf "The Gamble" wurden auf einem Vierspur-Kassettenrecorder aufgenommen, der an noch viel primitivere Stimmmikrophone angeschlossen wurde. Die Tonbänder wurden von Zeit zu Zeit in Frahms' Studio abgespielt, wo in Anwesenheit aller Bandmitglieder die besten Passagen rausgeschnitten, in den Computer übertragen und zum Processing oder Overdubbing weiter verwendet wurden. Für die nächste Session wurden die Tonbänder so recycelt.
Die Musik zu hören, die sie Jahre zuvor aufgenommen hatten, half der Band, ihren Sound in eine andere Richtung zu lenken. Nach den Anfängen als improvisiertes Musikkollektiv begannen sie ihre Arbeit immer ernster zu nehmen, obschon sie stets ihr minimalistisches Aufnahmeset beibehielten. So bewahrte der Zufall seine zentrale Rolle in der Band: durch die Unzuverlässigkeit der billigen Aufnahmegeräte wusste niemand, wie die Musik am Ende klingen würde. Ganz wie bei einem Bild, das sich erst langsam bei Entwicklung des Films enthüllt, wurden Aufnahmen ‚doppelbelichtet' oder versehentlich rückwärts abgespielt. Andere fantastische Klänge wurden durch das hoch- und runterpitchen von Geräten erzeugt. Die Sounds, die so entstanden, waren vor allen Dingen eines: unerwartet. Diese unbeabsichtigten und doch unausweichlichen Unfälle konnten einen Song zum Leben bringen oder aber komplett zerstören.
Aber der Zufall meinte es auch gut, als Singwald, Gmeiner und Frahm mit Aufnahmen von Freunden wie Andrea Belfi im Overdubbing ergänzt wurden und an Orten wie Kopenhagen - den Nachbarn schulden sie noch eine Entschuldigung - fernab von Verpflichtungen ihren Improvisationen nachgehen konnten. Trotz der wenigen Zeit, die sie gemeinsam hatten um zu mischen, realisierten sie, dass nichts mehr übrig geblieben war, das an der Musik verändert werden musste. Kurz darauf wurden Frahm und Renaard Vandepapeliere in Mannheim zusammengebracht und binnen Kürze war die Tinte auf dem Plattenvertrag mit R&S Records getrocknet. nonkeen waren bereit, ihren Keller wieder zu verlassen.