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Das elegante wie wilde Album ist eine gelungene Fortsetzung von Lonnie Holleys gefeiertem 2018er-Jagjaguwar-Debüt "MITH". In einem Moment ist es aufwühlend, im nächsten Balsam für die geschundene Seele. "Oh Me Oh My" beschreibt sowohl globale als auch persönliche Geschichten. Unterstützung holte sich Holley diesmal bei so illustren Kollaborateuren wie dem R.E.M.-Sänger Michael Stipe ("Oh me, Oh My"), Sharon Van Etten ("None of Us Have But a Little While"), Moor Mother ("I Am Part of the Wonder", "Earth Will Be There"), Justin Vernon von Bon Iver ("Kindness Will Follow Your Tears") und Rokia Koné ("If We Get Lost They Will Find Us"), die ihm als Engelschöre und Co-Piloten dienen, seine Botschaft zum Fliegen bringen und seinen Status als ikonoklastische Kraft in der gesamten Musikgemeinschaft bestätigen. "Oh Me Oh My" ist eine Errungenschaft in der Verfeinerung von Holleys impressionistischen, bewusstseinsverändernden Texten. Während jeder Session diskutierten der US-Musiker und sein Produzent Jacknife Lee (THE CURE, REM, MODEST MOUSE) die Essenz der Songs und destillierten Holleys Worte auf ihren unmittelbarsten Kern. Für den Titeltrack, der von gegenseitigem menschlichem Verständnis handelt, benötigt Holley nicht viele Phrasen, um tiefgründig wie eh und je zu klingen: "The deeper we go, the more chances there are, for us to understand the oh-me's and understand the oh-my's." Lonnie Holleys erschütternde Jugend und Heranwachsen als junger Mann im Jim-Crow-Süden der USA sind zu diesem Zeitpunkt bereits hinreichend dokumentiert worden: Als Kind wurde er seiner Familie von einer Burlesque-Tänzerin entrissen, die ihn schließlich für nur eine Flasche Whiskey den Besitzern eines Whiskey-Hauses überließ; sein Missbrauch an der berüchtigten Alabama Industrial School for Negro Children (ein Hauptthema von Unreformed, einem neuen Podcast von IHeart Media); die Zerstörung seines künstlerischen Umfelds durch die Flughafenerweiterung der Stadt Birmingham. Aber Holleys Musik ist weniger eine Darbietung des ertragenen Schmerzes als vielmehr eine Darstellung der Beharrlichkeit, der unermüdlichen Hoffnung, ein Daumen hoch für Mutter Universum. "Oh Me Oh My" enthält sowohl kinetischen Kurzwellen-Funk, der an Brian Enos "My Life In The Bush Of Ghosts" erinnert, als auch die tiefen Weltraum-Satellitenklänge von Enos Ambient-Werken. Auch Elemente von Laurie Andersons Meditationen sind vorhanden sowie Elemente von Gil Scott-Herons tiefgründigem Longform-Soul, Elemente von John Luries Grabbag-Jazz, und ja, auch Elemente von Sun Ras kühnem Afrofuturismus. Aber: "Oh Me Oh My" steht als triumphale klangliche Errungenschaft vor allem für sich selbst.